Die Geschichte der Stadt-Apotheke Pfarrkirchen
Die umfangreiche wie interessante Geschichte der Pfarrkirchner Stadt-Apotheke reicht weit bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück und hat über diese lange Epoche bereits viele beeindruckende Entwicklungen bis in die heutige Zeit durchlebt.
Die Trennung von Pharmazie und Medizin
Es ist das 13. Jahrhundert, als unter Kaiser Friedrich II. beschlossen wird, dass Pharmazie und Medizin getrennt werden sollen. Bis dahin diagnostizieren Ärzte nicht nur Krankheiten, sondern stellen auch gleich noch die passenden Medikamente her, um sie zu behandeln. Das freilich gehört mit dem Beschluss der Trennung beider Bereiche der Vergangenheit an. Über die Frage wie es dazu kam, können wir heute nur mutmaßen, aber es ist wahrscheinlich, dass die medizinischen Schwierigkeiten im Pestjahr 1348 zur Entscheidung beitrugen.
Apotheken befinden sich hauptsächlich in Klöstern
Einige Jahrzehnte später, im 14. Jahrhundert, gibt es nur wenige Apotheken. Und die befinden sich vor allem in Klöstern. Die ländliche Bevölkerung in Gebieten wie dem Rottal muss sich oft noch auf die Hilfe von reisenden Quacksalbern verlassen oder setzt auf alte Hausmittel. Es ist also über Jahrhunderte mehr als schlecht bestellt um die Arzneimittelversorgung im Rottal, ebenso im angrenzenden Inn- und Vilstal.
Eine reale Apothekergerechtigkeit wird an Lorenz Moser erteilt
Doch Ende des 18. Jahrhunderts kommt endlich Bewegung in die Sache. Lorenz Moser, der aus der Oberpfalz stammt und dort als Apothekerprovisor in Neunburg vorm Wald arbeitet, kauft zwei ehemalige Weberhäuser in Pfarrkirchen und baut sie zum heutigen Apothekenhaus um. Bis dahin gibt es in der Stadt nur eine Handapotheke, die Moser von Landgerichtsphysikus Dr. Reiner aus Ranshofen für 1100 Gulden erworben hat. Bevor er die Pfarrkirchner Stadt-Apotheke, die zuerst noch Landgerichtsapotheke hieß, gründen kann, mussten sich sowohl Moser als auch die Rottaler Bürger in Geduld üben. Über zehn Jahre dauert der Schriftverkehr mit der Regierung von Bayern, ehe am 27. April 1804 laut Erlass der kurfürstlichen Landesdirektion die Errichtung einer „realen Apothekergerechtigkeit“ an Lorenz Moser erteilt wird.
Franz Moser übernimmt die Apotheke
Die Pfarrkirchner schätzen den „Zuagroasten“ aus der Oberpfalz für seine Hartnäckigkeit und wählen ihn zum Marktoberhaupt. So ist auch der Weg für seinen Nachfolger Franz Moser nach Lorenz Tod im Jahr 1835 geebnet. Franz genießt das gleiche Vertrauen und wird in den Magistratsrat berufen. Allerdings verstirbt er schon mit 56 Jahren.
Gustav Moser führt das Erbe fort
Doch seine Witwe Luise heiratet den Apotheker Josef Streng um den Fortbestand der Stadt- Apotheke zu sichern. Auch Josef wird nicht nur Stadt-Apotheker sondern auch Bürgermeister von Pfarrkirchen bevor er 1879 stirbt. Stiefsohn Gustav Moser, der Sohn von Franz und Luise Moser tritt in seine Fußstapfen. Er übernimmt die Apotheke, wird Magistratsrat und später auch Bürgermeister, was er für viel Jahre bleibt. 1941 stirbt Gustav im Alter von 83 Jahren.
Vom Jura-Studium zur Pharmazie
Eigentlich sollte sein Sohn Gustav junior den Familienbetrieb fortführen, doch er fällt 1916 als Oberapotheker der Reserve im Ersten Weltkrieg. Zum Glück springt Bruder Hans in die Bresche. Er bricht sein Jura-Studium ab und wechselt zur Pharmazie. 1924 übernimmt er die Stadt-Apotheke. Es gelingt ihm, die Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs und auch in der Nachkriegszeit mit wichtigen Medikamenten und Grundstoffen zu versorgen, obwohl die Beschaffung sehr schwierig ist und oft nur unter persönlichen Opfern gelingt. Hans Moser eröffnet außerdem eine Filialapotheke in Johanniskirchen am Sulzbach und ist wie sein Vater und Großvater Stadtrat und später sogar Kreisrat. Seine Ehe bleibt kinderlos, weshalb unklar ist, wer Stadt-Apotheker werden soll.
Franz Moser modernisiert den Betrieb
Ein geeigneter Kandidat, sein Neffe Hans, stirbt im Zweiten Weltkrieg im Kaukasus. Doch Hans hat einen Bruder – Franz – der zwar schwer Kriegsversehrt ist, seine Verletzung hat ihm nahezu seine komplette Stimme geraubt, aber dennoch bereit ist den Betrieb weiterzuführen. Nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann studiert er ab 1945 Pharmazie. Von 1949 bis 1967 ist er Angestellter, von 1967 bis 1974 Pächter und ab diesem Zeitpunkt bis 1983 Inhaber der Stadt-Apotheke. Er ist es auch, der Betrieb und Haus modernisiert.
Hans-Georg Moser führt den Betrieb in die Zukunft
Ab 1983 hat sein Sohn Hans-Georg Moser das Sagen in der Traditions-Apotheke in der Kreisstadt. Er übernimmt die Stadt-Apotheke mit allen Mitarbeitern. Einige davon sind noch bis heute dort tätig. Hans-Georg investiert fortlaufend in die Verbesserung des Apothekenablaufs, sichert hohe Qualität in der Herstellung, Lagerhaltung und Abgabe von Arzneimitteln und bietet über Jahrzehnte optimale pharmazeutische Beratung für die Rottaler.
Die Stadt-Apotheke geht in den Besitz von Mag.Pharm. Johannes Strasser und Dr. Nathalie Strasser über
Im Jahr 2016 schließlich geht er in den Ruhestand. Dieses Jahr markiert das Ende der Ära Moser in der Stadt-Apotheke, nicht aber der Grundsätze, Tradition und des Vertrauens, dass die Mosers über Jahrhunderte und insgesamt sieben Generationen aufgebaut haben. Die Stadt-Apotheke Pfarrkirchen gehört zu den Ältesten Apotheken des gesamten Rottals und die Familie Moser hat es auf beeindruckende Weise geschafft, nicht nur die Apotheke sondern auch die Kreisstadt mitzuprägen. Eine Geschichte auf die auch die neuen Besitzer Mag.pharm. Johannes Strasser und Dr. Nathalie Strasser stolz sind. Als Nachfolger freuen sie sich, die Tradition weiterzuführen und den Kunden weiterhin eine Vielzahl an hauseigenen Spezialitäten anbieten zu können. Denn sie halten an der schönen Tradition der Stadt-Apotheke Pfarrkirchen fest. So hat das Paar auch das gesamte Mitarbeiterteam übernommen und startet mit dem altbewährten Team und der guten Beratung durch ihren Vorgänger Apotheker Hans-Georg Moser, in die Zukunft.